Weißt du noch der Ort wo ich auf dich gewartet hab' ? |
Wenn ich an die Nacht zurückdenke in der ich wieder in der Station ankam, bekomme ich auch heute nach fast 5 Jahren noch Gänsehaut. Es war so gegen 01:00 nachts als wir in Tasagil ankamen. In die Zwinger gehen war keine Option mehr, denn dann hätten die Hunde alle angefangen zu bellen und die Nachbarn hätten sich beschwert. Aber wir waren so aufgeregt, dass wir uns noch auf die Terasse im ersten Stock setzten und über all das redeten was wir vor hatten in den nächsten Wochen...die wildesten Pläne.
Doch eine Hundedame hörte nicht auf zu bellen seit wir angekommen waren, Shania, der kleine Zwerg den wir mit der Flasche als einzige aus ihrem Wurf durchgekiregt haben als ich das erste Mal dort war. Nur war sie jetzt eine große, prächtige, wunderschöne Kangal-Mix-Hündin mit entsprechender Stimme. Also machten wir den Baustrahler an, der den Zwinger von oben bestrahlte wenn nötig, um gucken zu können, ob irgendwas los ist. War es nicht, also rief ich ihr zu sie solle ruhig sein.
Und dann erhob sich neben den 3 kleinen, ziegelroten Betonhütten ein Häufchen, ein schwarz weißes Häufchen. Und da schaute mich von da unten mein Big Foot an und für einen Moment konnten wir es beide nicht glauben und ich verspürte so viel Glück. Und dann stand er auf und fiepte, wedelte und fiepte und hörte nicht mehr auf. Mir kamen die Tränen vor Freude, gänsehaut am ganzen Körper, hatte ich doch Angst dass er mich vielleicht vergessen hatte. Es war so hart in diesem Moment nicht einfach runterzurennen und ihn in den Arm zu nehmen. Das musste bis zum nächsten Morgen warten. Aber denkt mal nicht, dass lange ausgeschlafen wurde. Sobald es hell war, war ich unten und es war so ein emotionales, schönes Wiedersehen. Ich habe glaube ich noch nie jemanden so festgehalten wie Big Foot an diesem Morgen. Ich weiß noch wie ich seinen Herzschlag neben meinem gespürt habe. Er hat mich danach keinen Schritt mehr alleine gehen lassen. Wenn ich in den Nachbarzwingern Futter verteilte, stand er daneben und wartete, bis ich wieder rauskam. Aber ich denke man sieht es auch auf den Bildern. Er hatte in der Zeit unglaublich abgebaut.
Ich war wütend, enttäuscht aber am meisten tat mir das Herz weh ihn so sehen zu müssen. Für mich war klar, dass ich ihn dort nicht weiter lassen würde also zog ich nach einer Woche mit ihm um in eine andere Auffangstation. Dort konnte er mit im Haus leben und konnte in den Garten wann immer er wollte.
Ich habe im letzten Beitrag geschrieben, dass er mir das Leben gerettet hat. Damit meinte ich nicht, dass er mich nur in meine richtige Richtung gedreht hat. Ich meine das wortwörtlich.
Der Besuch in der Auffangstation sollte mein letztes Hurra werden. Ich konnte und wollte nicht mehr. Mein Kopf war so so laut. Ich hatte 10 Jahre lang das Gefühl in meinem Kopf würde Krieg herrschen. Es war nie leise. Ich hatte mir eine laute, extrovertierte, bunte, starke Fassade aufgebaut, nichts von all dem Inneren kam nach draußen, hätte es mich ja angreifbar gemacht und ich war zerbrechlich. Es hat keiner gesehen, weil ich nicht wollte, dass es jemand sieht, weil es hässlich war und wer sollte das schon verstehen? (Wie man dann halt so denkt...) Aber es hat mich immer weiter aufgefressen, immer mehr Kraft verlangt, Kraft die ich nicht hatte. Jahrelang habe ich mich in den Schlaf geweint bis ich keine Luft mehr gekriegt habe und vor Erschöpfung eingeschlafen bin. In Wirklichkeit hatte ich zu kaum jemandem echtes Vertrauen, war sehr misstrauisch, hatte Angst vor fremden Menschen und Veränderung und vorallem vor mir selber. Denn wenn jemand dich richtig auseinandernehmen kann, ist es dein eigener Kopf, der weiß welche Knöpfe zu drücken sind.
Big Foot hat all das auf den ersten Blick gesehen und ich wusste, dass er es gesehen hat, als erster, alles und auf einmal, bis auf den letzten hässlichen Zentimeter.
Fortsetzung folgt...
(Mir geht's jetzt sehr gut, keine Sorge. Aber wie wir dahin gekommen sind, ist noch ein langer Weg. Da müsst ihr euch noch etwas gedulden <3 )